Ich bin du

“Ich nehme Gefallen an ihnen. Ich glaube, aus denen könnte was werden. Neue Freunde, verstehst du?” Nexim sah den Kommandanten des Forschungsschiffs an. “Was ich vorschlage, lass uns eine Präsenz hier errichten. Wir bleiben hier, sehen nach ihnen, greifen ihnen da und dort unter die Arme, und wenn die Zeit gekommen ist, nehmen wir sie mit zu den Sternen.”

Der Kommandant wiegte ernst den Kopf. “Sie sind sehr dominant. Hast du einmal gesehen, wie sie ein fremdes Stammesgebiet erobern? Das Goldene Gesetz haben sie jedenfalls noch lange nicht verstanden.”

Aber immerhin, der Kommandant stimmte zu, die Angelegenheit vor den Forschungsrat zu bringen. Und als der sich die Höhlenmalereien angesehen hatte, und Nexim voll Entdeckerstolz die archaischen Musikinstrumente, und doch so voll von reinem und neuen Klang des Göttlichem, vorgeführt hatte, da stimmte der Rat zu, und Nexim wurde zum Leiter der Präsenz ernannt.

Die Jahrhunderte gingen vorbei. Nexim schenkte den Wesen das Wissen um die freie Energie aus dem magnetischen Kern des Planeten und wie man mit dieser Energie die Schwerkraft überwinden kann. Sie errichteten große Kraftwerke und wunderschöne Tempel für die ewige Seele Des Universums.

Es waren überall die gleichen Tempel, denn Nexim hatte die Wesen nur einen Glauben gelehrt, den des Goldenen Gesetzes. Es war eine friedliche und schöne Welt, und wie Nexim es vorhergesehen hatte, gingen die Wesen mit Nexims Heimatvolk auf Reisen zu den Sternen. Und die beiden Völker waren einander treue Freunde geworden, obwohl doch Nexims Volk so groß an Gestalt war, dass sie den eingeborenen Wesen wie Riesen erschienen.

“Die Polkappen schmelzen!” Der oberste Wissenschaftler der Präsenz war außer sich. “Es ist unmöglich! Wir sind inmitten einer Kaltphase dieser Welt, sie können erst in 20.000 Jahren schmelzen!” Doch obwohl sofort Untersuchungen eingeleitet wurden, war es bereits zu spät. Man sandte Schiffe zu den Polen, doch keines kehrte zurück. Der Plan der Fremden ging auf. Als man merkte, dass ein äußerer Feind hinter all diesen seltsamen Naturphänomenen stecken musste, waren die Subraum-Kommunikationsreinrichtungen schon zerstört gewesen. Man hatte zwar noch eine Nachricht absetzen können in die Heimatwelt, aber die würde tausende von Jahren unterwegs sein.

Der schwarz uniformierte Soldat trat ein, und Nexim wusste nun endlich, wie die Fremden aussahen. Nachdem die Flut gekommen war, und nur die Bereiche der Hochlande verschont geblieben waren, fast alles von den Bauwerken und Fabriken zerstört war, hatten die Fremden begonnen, Jagd auf Nexims Volk zu machen und jeden, der überlebt hatte, zu töten. Und da es keine Subraumkommunikation in der Präsenz mehr gab, hatten die Fremden jede Menge Zeit dafür.

Nun werde ich gleich verstehen, was hier los ist, dachte Nexim. Was haben diese Fremden bloß von so einem sinnlosen Gemetzel? Und, wie er es vom Kontakt mit jeder anderen raumfahrenden Spezies des Universums her gewohnt war, er sah dem Anderen in die Augen und sprach das Goldene Gesetz:

Ich bin Du und du bist ich
Was ich dir tu tu ich mir

Doch es geschah – nichts. Die Augen des Fremden blieben dunkel, und ihr Geist verband sich nicht. Nexim erschrak zutiefst. Eine raumfahrende Spezies, die das Goldene Gesetz nicht kennt? Um Himmels willen!

Aber dann sah er noch einmal genauer hin. Das war gar keine Spezies. Das war eine Maschine. Doch noch bevor er daran erstaunen konnte, hüllte ein greller Blitz ihn ein und Nexim ging zurück in die ewigen Weidegründe. Die Expeditionstruppe der Fremden begann mit ihrem Plan, diese Welt in eine Maschine umzubauen.