Telegram knickt ein

Telegram hat sich dem Druck der deutschen Behörden gebeugt und zensiert jetzt bestimmte Kanäle, welche deutsche Gesetze verletzen, nur für deutsche Nutzer. Diese Zensur ist also lokalisiert und geht von Telegram selbst aus. Dagegen helfen deshalb meine Überlegungen aus diesem Beitrag, dessen Focus auf der Umgehung staatlicher Zensur liegt, nicht.

Da es jedoch eine rein lokale Zensur ist, also nur bestimmte Nutzergruppen betrifft, lässt sich zwar auch diese Zensur umgehen. Möglichkeit eins ist der Einsatz einer ausländischen SIM-Karte, zensiert wird nämlich nach der Vorwahl des Nutzers. Österreich z.B. wird noch nicht zensiert, wobei ich annehme, dass das dort bald ebenfalls kommen wird. Österreich hat dieselben Gesetze, wie die in Deutschland verletzten. Möglichkeit zwei ist nur für Android-Nutzer verfügbar – mit dem für chinesische Zensur entwickelten freiem Client NekogramX kann weiterhin auf alle Kanäle zugegriffen werden.

Bisher sehe ich dazu aber keinen Anlass. Ich kenne nicht alle zensierten Kanäle, und nachsehen, was da drin ist, kann ich nun ja nicht mehr. Diejenigen zensierten Kanäle allerdings, die ich kannte, sind meiner Meinung der Mühe (der Zensurumgehung) nicht wert. Dass diese, mir bekannten, zensierten Kanäle Volksverhetzung und bösartige Manipulation sind, würde ich sofort unterschreiben.

Man sollte außerdem nicht übersehen, dass Telegram schon immer zensiert hat. Jegliche Pornographie ist verboten, auch Bombenbauanleitungen werden Sie dort nicht finden. Und es wurden deshalb in der Vergangenheit auch immer mal wieder Kanäle geschlossen. Das einzig Neue, das ich erkennen kann ist deshalb, dass nun auf lokale Gesetze Rücksicht genommen und lokal begrenzt zensiert wird. Aber auch für die bisherige (und bisher immer globale) Zensur auf Telegram waren es letztlich lokale Gesetze, auf die Rücksicht genommen wurde – Gesetze von Dubai (Pornographie), Gesetze der USA (Aufrufe zum gewalttätigen Umsturz beziehungsweise Publikation von Mitteln dafür).

Sorgen mache ich mir also bisher nicht allzuviel. Klar, ich bin auch auf Telegram, aber AGBUERE ist in Deutschland gehostet und hat ein deutsches Impressum mit ladungsfähiger Anschrift – sprich, man muss als staatliche Behörde gar nicht auf Telegram, um mich anzuschreiben / zu verklagen. Für mich ändert sich also durch die lokale Telegram-Zensur deshalb erstmal gar nichts, ich gebe mir nämlich in meinem Blog sowieso große Mühe, die Gesetze seines Hostlandes zu respektieren. Und da ich Telegram nur als Spiegel für mein Blog nutze, gibt es dort keine Inhalte, die hier nicht auch wären.

Ich habe auch, offen geprochen, durchaus Verständnis für die Entscheidung von Pavel Durov (CEO von Telegram). Bisher zahlt er alle Kosten für Telegram aus eigener Tasche, und mit dem rasanten Wachstum von dessen Nutzerbasis dürften das inzwischen astronomische Beträge sein. Er hat zwar neuerdings ein Monetarisierungsmodell entwickelt, aber ob das schon greift weiß ich nicht. Jedenfalls, Durov geht erheblich ins finanzielle Risiko, und wieviel offene Flanken er sich dabei leisten kann… also, an seiner Stelle würde ich wohl auch das Projekt an sich über die Privatinteressen eines Hildmann stellen, der aus mir unerfindlichem Grund meint, es wäre in irgendeiner Weise hilfreich, wie ein Elefant durch die deutsche Geschichte zu trampeln. Und außerdem, was gerade Hildmann so aufführt, ist dermaßen krass, dass ich schon vor längerer Zeit für mich beurteilt habe, dass er ein Agent Provocateur des Geheimdienstes ist mit dem Ziel, den Widerstand von innen heraus zu schwächen. Was ja nun gelungen wäre.