“Die Menschen”, sagte der alte Mann, “haben verstanden, dass es nur eine Kraft im Universum gibt. Sie ist der Ursprung von Allem und die Ursache von Jedem, und sie ist die Liebe.”
“Aber das ist doch gut!” riefen die Eichhörnchen, die Hasen und die Vögel. Sie saßen um das Feuer, und ihre Gesichter erstrahlten. Es machte sie immer glücklich, den Geschichten des alten Mannes zu lauschen, und es war ihnen dabei einerlei, dass sie die Einzigen geworden waren.
“Oh ja”, antwortete der Alte, aber es klang traurig.
“Doch Liebe kann nicht existieren ohne Freiheit, es ist einfach zu verstehen. Nur in Freiheit kann es Liebe sein.”
Er machte eine lange Pause, und die Tiere sahen eine Träne aus seinen gütigen Augen kullern. Hatte er gar geseufzt? Aber das Feuer prasselte so laut, sie waren sich nicht sicher.
“Was einer liebt, dort geht er hin. Nichts ist stärker als die Kraft der Liebe. Was du liebst, das wirst du sein. Und es wird immer deine Entscheidung sein, wohin du dein Licht der Liebe richtest, nichts kann freier sein als sie.”
Ein vorlauter Eichhörnchenknabe konnte nicht mehr an sich halten: “Ja, aber warum weinst du dann? Es ist doch alles so schön angerichtet, ein Geschenk, wie es wunderbarer nicht geht?”
“Nun”, knarrte der Alte, und seine Stimme hatte plötzlich den Klang von fernem Donner, “am Ende wird alles gut, und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.
“Doch es ist viele Jahre her, da ergaben sich die Menschen dem Hass. Sie ließen sich täuschen und begannen zu glauben, der Hass sei stärker als die Liebe. Sie bedeckten ihr inneres Licht um einem dunklem Verführer zu folgen, und nur das Äußere ihrer begrenzten Sinne wurde ihnen noch wirklich. Denn im Außen ist der Hass so rot, wenn man nicht inwendig hinsieht, möchte man meinen, die Liebe bewirke nichts in der Welt der Dinge.
“Es ist aber viel schlimmer. Auch dem Weg des Hasses zu folgen, heißt nur wiederum, die Kraft der Liebe zu nutzen, denn es gibt nur sie. Ohne dass sie es bemerkten, wurden die Menschen deshalb dunkler und dunkler zu dem, was sie heute sind: Sie lieben es, zu hassen. Und sie wurden zu eingebildet und überheblich um zu sehen, dass am Ende solchen Pfades nichts als nur ihr Verlöschen stehen muss.”
Eine würdige greise Hasendame richtete ihren Blick direkt in das Gesicht des Alten, Bitterkeit war in ihren Worten: “Und? Soll es dann nicht sein? Wenn die Menschen solcherart dem Schöpfer zu schmähen wünschen, dann sollen sie doch!”
Die Funken des Feuers flogen durch die Nacht. Der alte Mann schwieg. Dachte er nach? Hatte die Häsin ihn gekränkt?
Nach langer Zeit brach er die Stille. “Ja, vielleicht ist das alles, was von den Menschen bleiben wird. Eine Warnung an das Universum, die heilige Kraft der Liebe nicht falsch zu verwenden… vielleicht sind die Menschen nicht mehr als nur ein scheußliches Gemälde der Dummheit. Niemand aber kennt die unergründlichen Wege des Herrn, es wäre auch möglich…”
Die Tiere wagten es kaum zu atmen, gebannt hingen sie an den Lippen des alten Mannes.
“… ein Licht erstrahlt um so heller, je mehr Dunkelheit es erleuchtet. Einen Stern siehst du erst bei Nacht, von einer Kerze im Sonnenlicht weißt du nur, ob sie brennt, wenn du die Hand darüber hältst.”
Der Alte schloss die Augen. Die Tiere standen eins ums andere auf, und gingen heim. Sie würden die bösen Händel der Menschen einen weiteren Tag ertragen können. Morgen aber würden sie wieder hier sein. Denn sie würden niemals aufgeben, auf die Gnade Unseres Vaters zu hoffen.