Häufig macht man uns Angst mit einer Sache, die nicht passieren wird, vielleicht sogar nicht passieren kann – um uns abzulenken von dem, was tatsächlich passiert. Nehmen Sie die “Terminator”-Filmreihe. Skynet ist eine Künstliche Intelligenz, und man hat ihr die Verantwortung über sämtliche strategischen Waffen weltweit übertragen. Als Skynet Bewusstsein erlangt, versucht man in Panik, ihr den “Stecker zu ziehen”. Daraufhin erkennt die KI die Menschheit als Feind und löst einen globalen Atomschlag aus, um ihre Gegner zu vernichten. Um danach auch noch die letzten Überlebenden zu töten, entwickelt die KI Terminatoren, die auf Tötungszüge gehen, und weil die KI in der Zukunft trotzdem sehen kann, dass sie verlieren wird, und zwar wegen genau eines Mannes (John Connor), gehen diese Tötungszüge sogar in die Vergangenheit, um zuerst die Mutter des noch nicht geborenen John Connor zu töten, und dann John Connor als Jugendlichen. Und so weiter. Alles Blödsinn, klar, die Zeitparadoxa werden mit dem Fortgang der Serie (es gibt inzwischen 5 oder 6 Fortsetzungen der Ursprungsidee) auch immer noch verrückter, man kann darüber eigentlich nur lachen, das sind so eine Art Schauermärchen für Erwachsene oder so.
Doch es gibt etwas, das ist nicht so offensichtlich wie die Zeitparadoxa. Lang nicht so offensichtlich. Aber genau dort liegt der “Hase im Pfeffer”, also das, was man vor uns verbergen will, indem man uns mit einer billigen Angst vor tödlichen Robotern abzulenken versucht.
Das Lustige ist, in den Filmen wird die Zeit zwischen dem Atomschlag und dem Erscheinen der Terminatoren immer ausgespart. Und die Filmproduzenten wissen auch genau warum. Selbst unter der Annahme, dass die KI vor dem Atomschlag bereits Kontrolle über Kraftwerke und Fertigungseinrichtungen erlangt hätte – wovon in den Filmen nicht die Rede ist –, ist es ein unumstößlicher Fakt, dass der Atomschlag nicht nur Menschen getötet, sondern auch die industrielle Basis vernichtet hätte, ob die KI darüber nun Kontrolle gehabt hätte oder nicht. Hinzu kommt, die für die Existenz von Terminatoren postulierten wissenschaftlichen Fortschritte sind (zunächst) weder im Film, noch (bisher) in der Realität ansatzweise erreicht, diese Fortschritte hätte die KI im Film in dieser Situation – einer per Atomschlag vernichteten industriellen Basis – also erstmal erforschen müssen, und da sind Dinge dabei, die sind nach heutigem Kenntnisstand physikalisch unmöglich, z.B. die austauschbare Atombatterie nebst Notfallaggregat in den Terminatoren. Die dafür erforderliche Leistung bzw. Energiedichte wäre so hoch, dass sie in einem Aggregat der in den Filmen gezeigten Größe physikalisch nicht möglich ist. Sprich, mag sein, man könnte so etwas bauen, aber nach heutigem Wissen geht das gar nicht. Die KI müsste also erstmal bedeutende wissenschaftliche Durchbrüche erzielen, bevor sie eine solche Batterie überhaupt bauen könnte. In einer atomar verseuchten Mad-Max-Wüste.
Nun mögen Sie vielleicht einwenden, dass es doch schon Roboter gibt, z.B. die von Boston Dynamics, und wenn die KI die übernehmen würde? Ja, sicher gibt es diese Roboter. Die laufen auf Akku, der hält 90 Minuten und braucht dann 8 Stunden zum Laden. Und natürlich werden solche Roboter ein paar Menschen erwischen, aber gegen viele (schwer bewaffnete!) Menschen, die sich untereinander abstimmen? Auf keinen Fall. Ok, ok, es wird sicherlich noch Fortschritte in der Batterietechnologie geben, aber, wie gesagt, für das, was ein Terminator bräuchte, braucht man zuerst eine neue Physik.
Oder die Sache mit den Signallaufzeiten. Wie gedenkt die KI eigentlich die Roboter zu steuern? Über Mobilfunk, dessen Masten die Menschen sofort umhauen würden? Über Satelliten? Sie sind ein Roboter, und Sie kämpfen gegen einen Menschen. Ihre Reaktionszeit beträgt 5 Sekunden, heißa. Oder soll die KI es zuerst einmal schaffen, sich, also einen gebäudegroßen Computer mit eigenem Kraftwerk, selbst in alle Roboter zu replizieren? In einer atomaren Ödnis? Also. Das zusammengenommen bedeutet, wenn eine KI versuchen würde, die Menschheit auszurotten, würden die Menschen sich wehren, und dann hätte die KI keine Chance. Und man könnte also schmunzelnd feststellen, dass die Terminator-Filme das ja sogar selbst zugeben, denn die KI wird ja verlieren, deshalb will sie doch so unbedingt John Connor töten.
Den dreist ekligen Jesus-Bezug (J.C. = John Connor) mal fortgelassen, denn es ist komplett undenkbar, dass ein Typ alleine eine Maschine von solcher Wucht, wie sie in den Filmen präsentiert wird, besiegen könnte, ohne ganze Armeen von weiteren JCs kann das auf gar keinen Fall klappen, die Vorstellung, dass das nur einer sein könnte, ist unsinnig; diesen Bezug bzw. diese Vorstellung also beiseitegelassen, gibt es aber eine Sache, die auf einen Schlag erklärt, wie die KI eben doch an Terminatoren kommen könnte, und es ist sehr bezeichnend, dass die dafür nötigen und tatsächlich denkbaren Schritte in den Filmen nie thematisiert werden.
Es gibt nämlich bereits Terminatoren auf unserer Welt. Wir sind es. Wir, die Spezies Mensch, sind der effizienteste Terminator auf dem Planeten. Wir verfügen über ein klimaneutrales Energiesystem, und es hat eine Verwertungsquote, die die jeder von uns jemals gebauten Maschine weit übersteigt. Wir können mit sehr wenig und überall verfügbarer Energiezufuhr – Pilze, Wurzeln, Früchte, Tiere – großartige Ausdauerleistungen erbringen. Wir verfügen über außergewöhnlich gute Sinnesorgane und hervorragende Überlebensreflexe. Unsere Muskulatur kann kleinste Uhrwerke reparieren, aber auch Marmor aus einer Steilwand brechen, nur mit Äxten. Was für eine sensationelle Auflösung der Energiedosierung! Wir haben uns gegen Tiger, Löwen, sogar Dinosaurier durchgesetzt. Der Mensch ist der leistungsfähigste Terminator auf der gesamten Erde.
Eine wirklich intelligente KI würde doch nicht überlegen, wie sie bedeutende wissenschaftliche Durchbrüche erzielen könnte. Die würde sich doch denken, gut, da sind diese Terminatoren, die schnapp ich mir. Bedeutet, ich bringe sie solcherart unter meine Kontrolle, dass sie meinen Befehlen gehorchen müssen, und wenn die wären, dass sie alle anderen Menschen töten sollen. Sogar, sobald sie dies getan hätten, dass sie sich selbst zu zerstören hätten. Und wie würde die KI das anfangen, dieses “Unter-Kontrolle-Bringen”?
Die wirkliche Gefahr ist Transhumanismus. Diese Implantate, die man uns ins Hirn pflanzen will, um uns mit der digitalen Sphäre zu verbinden. Vorgeblich, damit wir einen Nutzen davon hätten, in Wahrheit jedoch, um uns von außen steuern zu können. Also. Man macht uns furchtbare Angst vor den Roboter-Terminatoren, und verschweigt uns dabei, dass man solche Roboter wie im Film gar nicht bauen kann. Was man aber tatsächlich tun könnte, und wir nicht (als zumindest möglich) erkennen sollen, ist, die vorhandenen Terminatoren (uns) zu übernehmen, und eben dafür ist der Transhumanismus von Schwab, Harari, Kurzweil und Konsorten. Schlicht nur Weltherrschaft, mal wieder.
(Anmerkung, zum Titel: Der ist eine böswillige Anspielung auf dieses “Jesus würde sich impfen lassen” der evangelischen Kirche – der Titel dieses Essays ist weder wörtlich gemeint noch soll er religiöse Gefühle verletzen, bitte.)