»In München haben es Passanten wieder einmal geschafft, die Polizei über das gesamte Stadtgebiet zu zerstreuen. Überall an den Straßen lauerten paranoide Polizisten Fußgängern auf und verdächtigten sie, an einer “Versammlung“ teilnehmen zu wollen. Begründung: Man sei so warm angezogen. Oder man bewege sich in einer “Gruppe“ von 5 Leuten, meinte ein anderer Sherlock Holmes.
»Theorien, die nicht einmal der kühnste Verschwörungstheoretiker von sich gegeben hätte. Und so existierte diese mysteriöse Versammlung von “Spaziergängern“ auch nur in den Polizeihirnen, denn es war keine zu sehen, außer einer großen Polizeiversammlung im ganzen Stadtgebiet.
»Immer wieder machten sich diese Paranoiker per Lautsprecher lautstark Mut, die nicht existierende Versammlung sei “aufgelöst“. Sicher doch – nur jetzt nicht widersprechen. Der ganze Auftrieb erschien wie eine Sekte, die an eines ganz fest zu glauben schien: an den geheimnisvollen und schrecklichen “Spaziergänger“, der überall zu sein schien, aber auch nirgends. Leider waren nicht genügend Ärzte zugegen, um die Uniformierten zu versorgen.
»So jagten sie auf der Suche nach dem unsichtbaren Feind mit Blaulicht durch die Stadt oder ritten gar auf Pferden, wie einst der gute alte Don Quichotte auf Rosinante bei seinem Ritt gegen die Windmühlen. Und während sie Luftnummern nachjagten, hielten sie sich für unbesiegbar. Zwischendurch brezelte sich Don Söders Ninja-Sekte immer wieder vor harmlosen Fußgängern auf. Auf sein martialisches Aussehen angesprochen, nuschelte ein Ninja etwas in seine Gesichtswindel, aus der man schließen konnte, dass in diesen Kreisen auch eine panische Angst vor Keimen umgeht – typisch für eine Paranoia. Das sei seine “Arbeitskleidung“, erklärte er seine kriegerische Aufmachung, woraus man schließen konnte, dass seine “Arbeit“ in Prügeln, Schießen und Melden besteht. Nicht jeder kann sein Geld eben auf ehrliche Art und Weise verdienen.
»Jedenfalls produzierte die Paranoia der Staatsregierung wieder jede Menge Überstunden; lange kann das nicht mehr gut gehen, bis die bayerische Sancho Panzerei an der Belastungsgrenze angekommen ist. Sie alle folgten jedoch ihrem großen Don Söder und seinem Sancho Panza Herrmann, die geradezu eine panische Angst vor “Spaziergängern“ zu haben scheinen. Ein paar Leute zu Fuß stürzen das korrupte Regime von einer Panikattacke in die nächste.
»Jede Psychose endet aber irgendwann im Zusammenbruch, weil der sich verfolgt Fühlende seine gesamten Energien auf sinnlose “Verteidigungsmaßnahmen“ verschwendet, bis er erschöpft zusammenbricht. Das sollte man sich merken. Die bayerische Kabinettssitzung soll bereits einer Therapiegruppe gleichen, wo man sich an den Händchen hält und sich gegenseitig seine Alpträume vom schrecklichen Spaziergänger erzählt. Verfolgungswahn ist eben der Anfang und das Ende jeder Diktatur.«
Gerhard Wisnewski – Bravo! Bravissimo!