»Wer hält stand? Die große Maskerade des Bösen hat alle ethischen Begriffe durcheinander gewirbelt. Dass das Böse in der Gestalt des Lichts, der Wohltat, des geschichtlich Notwendigen, des sozial Gerechten erscheint, ist für den aus unserer tradierten ethischen Begriffswelt Kommenden schlechthin verwirrend; für den Christen, der aus der Bibel lebt, ist es gerade die Bestätigung der abgründigen Bosheit des Bösen.
»Dummheit [ideologische Abhängigkeit und Verblendung] ist ein gefährlicherer Feind des Guten als Bosheit … Um zu wissen, wie wir der Dummheit beikommen können, müssen wir ihr Wesen zu verstehen suchen. Soviel ist sicher, dass sie nicht [wesentlich] ein intellektueller, sondern ein menschlicher Defekt ist. Es gibt intellektuell außerordentlich bewegliche Menschen, die dumm sind, und intellektuell sehr Schwerfällige, die alles andere als dumm sind … Bei genauerem Zusehen zeigt sich, dass jede starke äußere Machtentfaltung, sei sie politischer oder religiöser Art, einen großen Teil der Menschen mit Dummheit schlägt. Ja, es hat den Anschein, als sei das geradezu ein soziologisch-psychologisches Gesetz. Die Macht der einen braucht die Dummheit der anderen … [Der Dumme] ist in einem Banne, er ist verblendet, er ist in seinem eigenen Wesen missbraucht, misshandelt. So zum willenlosen Instrument geworden, wird der Dumme auch zu allem Bösen fähig sein und zugleich unfähig dies als Böses zu erkennen. Hier liegt die Gefahr eines diabolischen Missbrauches, dadurch werden Menschen für immer zugrunde gerichtet werden können.«
Dietrich Bonhoeffer, geschrieben zur Jahreswende 1942/43. Bald darauf wurde er wegen “Wehrkraftzersetzung” verhaftet und in den allerletzten Tagen des Regimes im KZ Flossenbürg noch erhängt.
Wenn Sie wissen möchten, wer Sie im Nationalsozialismus gewesen wären, müssen Sie sich nur ansehen, wer Sie jetzt sind.